Faslamsbrüder Stöckte e.V.
Der Norden feiert nicht Karneval – er feiert ”Faslam“.
Der Norden feiert nicht Karneval – er feiert ”Faslam“.
Der Norden feiert nicht Karneval – er feiert ”Faslam“.
Irgendwann im 19. Jahrhundert ist in vielen Dörfern der Elbmarsch und der Nordheide der Faslam entstanden. Die Herkunft des Begriffs „Faslam“ konnte bisher nicht endgültig ergründet werden, es wird die Zeit vor der Fastenzeit (die 6 Wochen zwischen Faslam und Ostern) bezeichnet. Der Name leitet sich von den Begriffen Fastelovend (Köln) und Fasnacht her. „Wissenschaftliche Untersuchungen“ aus den Jahren 2004/2005 haben ergeben, dass er sich nicht von Faselobend (plattdeutsch) herleitet. Es ist auch ein Fest zur Austreibung der bösen Wintergeister, wie in anderen Gegenden eben der Karneval und die Fasnacht / Fasnet (am bekanntesten an Rhein und Main und in Schwaben).
Ursprünglich wurde das Fest in Stöckte ausschließlich von den Knechten der Höfe und den Handwerksgesellen ausgerichtet. Diese nutzten den Faslam, um einmal ausgiebig feiern zu können. Aus dieser Zeit stammt auch das in Stöckte bis heute durchgeführte Schnorren. Man ließ seine Arbeitgeber zur Ader und sammelte Ess- und Trinkbares und auch Bargeld, um mit dieser Beute gemeinsam zu schmausen.
Im Laufe der Jahre wurde das Fest dann allen Dorfbewohnern zugänglich. An der Spitze der bunten Schar stehen immer Faslamsmudder und Faslamsvadder. Die bunte Gesellschaft nannte und nennt sich Faslamsbrüder, und so konnten damals auch weibliche Dorfbewohner nicht dazugehören. Aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg ist aber bekannt, dass weibliche Personen den doppelten Eintrittspreis zahlen mussten, wollten sie an den Tanzveranstaltungen teilnehmen. Die ersten Satzungen der Faslamsbrüder Stöckte e.V. lassen die Mitgliedschaft von weiblichen Personen auch noch nicht zu. Erst im Jahre 2000 wird die Mitgliedschaft von Frauen möglich. Wie lange in Stöckte schon Faslam gefeiert wird, lässt sich nicht mehr feststellen. Ältere Stöckter Bewohner sprechen aber davon, dass Faslam in Stöckte schon weit vor dem ersten Weltkrieg gefeiert wurde.
Nachdem in Stöckte Faslamsmudder und Faslamsvadder bisher jährlich gewählt wurden und den Faslam organisierten, begann auch jährlich die Mitgliedschaft neu durch eine Eintragung in die Teilnehmerliste. Erst im Jahre 1972 wurde dieser lose Zusammenschluss aufgegeben und der Faslam vereinsmäßig organisiert. Man wählte einen 1. Vorsitzenden und einen Vorstand, der nunmehr den Verein führte und den Faslam organisierte. 1977 erfolgte dann die Eintragung in das Vereinsregister. Der Stöckter Faslam ist durch seine bunten und humorvollen Umzüge bekannt geworden. Der Umzug wurde kurz nach dem zweiten Weltkrieg (1949) erstmalig durchgeführt, wobei man sich eindeutig vom rheinischen Karneval inspirieren ließ. Er führt damals nur durch das kleine Dorf Stöckte. Ab 1969 fuhr man erst durch Stöckte, dann durch die Innenstadt der Kreisstadt Winsen (Luhe), und von dort wieder zurück. Bis zu ca. 30.000 Zuschauer säumen heutzutage die Straßen von Stöckte und Winsen (Luhe). Jedes Jahr am Sonntag vor dem Rosenmontag (einzelne Ausnahmen ausgenommen) findet das Spektakel statt.
Eine der nächsten großen Schritte des Vereines war der Schritt der Gemeinnützigkeit.
Im Oktober 2012 auf der Jahreshauptversammlung verabschiedete die Versammlung eine neue Satzung, die es dem Verein ermöglichte auch als gemeinnütziger Verein geführt zu werden. Dieser Schritt führte dazu, dass die Faslamsbrüder seither Spendenquittungen ausstellen dürfen und so Ihren Unterstützern auch etwas zurückgeben können.
Teil des Faslams waren recht früh auch die Feiern in Verkleidung, in Stöckte sehr lange Lumpenball genannt. Im Jahre 2017 hat man sich entschlossen, die Veranstaltung umzustrukturieren und moderner zu gestalten. Sie wird seitdem Lumpendisco genannt und statt einer Tanzband, wird auf einen DJ zurückgegriffen. Nach dem Krieg hieß dieser einige Jahrzehnte „Preismaskerade“. Zunächst abends nach dem sonntäglichen Umzug gefeiert (da man ja sowieso schon verkleidet war), das wurde dann umgestellt auf den Samstagabend. Wohl zum einen, weil die Leute ca. 10 Stunden ununterbrochen auf den Beinen waren, zum anderen weil der nachfolgende Tag der Montag ist. Für die Kinder entwickelte sich in Stöckte Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre die Kindermaskerade zur Attraktion. Seit einigen Jahren wird die Veranstaltung durch die Faslamseltern in Zusammenarbeit mit einem engagierten Team organisiert und durchgeführt. Zu Beginn des Jahrtausends etablierte sich dann am Faslamsdienstag das Kinderschnorren durch Stöckte.
Am Dienstagabend findet seit einigen Jahrzehnten die Preisverleihung für die Umzugsthemen (es sind in Stöckte ca. 90 Preisrichter im Einsatz) im Rahmen des Festballs statt.
Ausklang ist beim Stöckter Faslam wie anderswo an Rhein und Main der Aschermittwoch mit dem sehr traditionellen Frühschoppen. Unterschiede zwischen Faslam und Karneval sind in Stöckte kaum noch vorhanden, lediglich das Schnorren am Rosenmontag ist noch ein Brauch, der nur dem Faslam zugeordnet werden muss. Die Umzugswagen werden von einzelnen Baugruppen geplant, gebaut und finanziert. So gibt es in Stöckte in der Faslamszeit viele Landwirte, die ihre Lasten plötzlich mit der Schubkarre befördern müssen, weil Traktoren und Anhänger zum Bau der Umzugswagen benötigt werden.
Nachstehend der Text des historischen Faslamsliedes, welches schon in der Zeit des ersten Weltkrieges gesungen wurde, wahrscheinlich aber noch älter ist. Auch heute wird es noch in fast allen Orten beim Faslam gesungen:
Und alle Faslamsbrüder, die leben so wie ich und du,
und alle Faslamsbrüder, die leben so wie wir.
Sie legen sich besoffen nieder,
stehen auf und saufen wieder,
alle Faslamsbrüder, die leben so wie wir.
Hoch das Bein, das Vaterland soll leben,
hoch das Bein, das Vaterland soll leben.
So lang de Buuk in de West noch passt,
wird keine Arbeit angefasst,
hoch das Bein, das Vaterland soll leben,
hoch das Bein, das Vaterland soll leben.
Un passt de Buuk in de West nich mehr,
denn lang mir man de Arbeit her,
hoch das Bein, das Vaterland soll leben,
hoch das Bein, das Vaterland soll leben.
Na … ? Schon jahrelang zugesehen und mitgefeiert, jetzt aber doch einen Ruck verspürt?
Nach Stöckte gezogen und nun überlegt, doch mal „näher ans Dorfleben- und geschehen“ heran zu rücken? Es geht nur weiter, wenn sich immer wieder Leute bereit erklären, diese schöne alte Tradition am Leben zu erhalten, gleichzeitig nette Leute kennen zu lernen, Spaß zu haben und nicht nur mit den Stöcktern, sondern auch mit einigen anderen Dörfern im Landkreis ein gemeinsames Hobby zu haben. Dieses Hobby führt ja öfter andere „Nordlichter“ zur neugierigen Frage: „Faslam? Fastnacht? Karneval? Ich denke hier im Norden gibt es so etwas nicht?“ – Falsch gedacht!
Wollt auch Ihr diese Fragen mit „Ich bin natürlich dabei!“ beantworten?
Wir würden uns freuen, wenn Ihr dabei wäret!
Als Mitglied Eintritt frei beim Lumpenball am Faslamssonnabend und beim Festball am Faslamsdienstag.
Auch sehr wichtig: Ihr seid beim Festumzug automatisch versichert – das Kleingedruckte ist ja oft entscheidend!